Jessica Wenzky

10 Fragen an Jessica Wenzky

Steckbrief

| Name: | Jessica Wenzky
| Alter: | 23
| Unternehmen: | Familienkasse Hessen Standort Kassel
| Berufsbezeichnung: | Fachkraft Kinderzuschlag

Du hast Sozialrecht an der Hochschule Fulda studiert. Was macht das Studium aus deiner Sicht als Absolvent aus? 

Das Sozialrecht-Studium ist sehr vielseitig und breit aufgestellt. Man erwirbt Wissen aus allen Bereichen des Rechts (Sozial-, Arbeits-, Gesundheits-, Zivil-, Verfassungs- und Ausländerrecht etc.), sodass die Berufschancen dementsprechend breit gefächert sind. Außerdem werden auch durch Module wie ‘Kommunikation und Beratung‘  Fähigkeiten im sozialen Umgang mit späteren Kunden/Klienten vermittelt. Zudem finde ich die Betreuung durch die Dozenten an der Hochschule sehr individuell und förderlich, da wir ein eher kleiner Studiengang sind und uns deswegen mit Fragen immer an diese wenden können. 

In welchem Unternehmen und in welcher Position arbeitest du jetzt?

Ich arbeite bei der Familienkasse Hessen als Fachkraft im Bereich Kinderzuschlag. Nebenbei studiere ich im Master Sozialrecht & Sozialwirtschaft in Kassel. 

Welche Tätigkeiten übst du dort aus? 

Aktuell prüfe ich Anträge im Bereich Kinderzuschlag, berechne die Leistung, führe Widerspruchsvorprüfungen durch und bin Ansprechpartner bei Fragen für die Fachassistenten aus meinem Team. Es gibt aber auch die Möglichkeit zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Z.B. bin ich Teil einer Prüfgruppe, welche die Qualität der Bescheide und Berechnungen hessenweit überprüft. Außerdem verfasse ich Artikel für unser internes Wissensmanagement. 

Was gefällt dir am besten an deinem Beruf?

Mir gefällt besonders gut, dass ich mein erworbenes Wissen aus meiner Uni-Zeit an neue Mitarbeiter im Rahmen einer Einarbeitung weitergeben kann und bei bereits erfahreneren Mitarbeitern neue Impulse geben kann, sodass diese ihre Arbeitsabläufe evtl. überdenken. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass ich mich in meinem Beruf auf die Anwendung des SGB II und SGB X spezialisieren konnte und damit nicht nur oberflächliches Wissen aus vielen verschiedenen Bereichen habe, sondern auch tiefergehende rechtliche Probleme lösen kann.  

Tatsächlich gestaltet sich das gleichzeitige Arbeiten und Studieren im Master als Vorteil, da ich aktuelle Rechtsprechung und Themen direkt mit in meinen Arbeitsalltag einbringen kann. Außerdem ermöglichen ein großzügiger Gleitzeitrahmen sowie eine Home Office-Option ein flexibles Arbeiten bei der Familienkasse. 

Wie bist du auf deinen Beruf gekommen, welche Rolle spielte das berufspraktische Semester in deiner Berufswahl?

Das Förderstudium der Bundesagentur für Arbeit war mir bis zu einer Informationsveranstaltung, die in der Hochschule angeboten wurde, unbekannt. Deswegen habe ich erst im 3. Semester mit dem Förderstudium begonnen. Es zeichnet sich dadurch aus, dass man in den Semesterferien sowie im berufspraktischen Semester (ähnlich wie bei einem dualen Studium) Praxisphasen bei der Bundesagentur für Arbeit bzw. in der Familienkasse absolviert. Dadurch sammelt man bereits während des Studiums wichtige Berufserfahrungen.

Welche Inhalte, Methoden oder sonstigen Erfahrungen aus deinem Studium findest du für deine Tätigkeit besonders wichtig?

Ich finde es wichtig, über ein Kontext-Wissen zu verfügen, also z.B. über Sozialleistungen Bescheid zu wissen,  die bspw. vorrangig ggü. den SGB II-Leistungen sind. Da unser Studium fast alle Leistungsbereiche abdeckt, versteht man dann in der Leistungssachbearbeitung die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sozial- und Grundsicherungsleistungen besser.  Was natürlich auch geholfen hat, ist, dass man im Studium lernt Fachliteratur sowie Urteile zu lesen und wie man mit Kommentaren umgeht, da ich oftmals auf beck.online/juris zurückgreifen muss, um noch einmal etwas Spezifisches nachzurecherchieren. 

Was sollte man für deinen Beruf zusätzlich zum im Studium erworbenen Wissen mitbringen?

Man sollte die mentale Einstellung mitbringen, Familien in Not helfen zu wollen und die Bereitschaft möglichst kundenfreundlich zu agieren. Man sollte gewissenhaft sowie rechtlich genau arbeiten und in der Lage sein, schnell Entscheidungen zu treffen.   

Hast du ein paar Beispiele für typische oder auch spannende Tätigkeitsbereiche nach dem Studium?
 

Die Sozialversicherungsträger (z.B. Krankenkassen, Rentenversicherungsträger, Berufsgenossenschaften etc.) suchen direkt Absolventen unseres Studienganges und kommen auch unmittelbar auf unsere Hochschule zu, um Alumni/Alumnae anzuwerben. Man kann aber nicht nur bei Leistungsträgern oder Behörden im öffentlichen Dienst arbeiten, sondern z.B. auch bei privaten Unternehmen oder Kanzleien, bspw. der rightmart Rechtsanwaltsgesellschaft, die Sozialjuristen für die Vorbereitung von Widersprüchen und Klageschriften sucht. 

Was würdest du den aktuellen Studierenden empfehlen?
 
Man sollte als ehemaliger Studierender im Beruf die Bereitschaft mitbringen, „klein anzufangen“. Bevor man Führungstätigkeiten ausüben kann, sollte man sich ein solides Fachwissen aufbauen sowie die internen Verwaltungsabläufe kennenlernen. Daher würde ich den Studierenden raten, dranzubleiben und so viel wie möglich Sachkenntnisse zu sammeln. Außerdem sollten nicht nur gute Noten im Vordergrund stehen, sondern man sollte sich wirklich für die Thematiken, die gelehrt werden,  interessieren, dann fällt das Lernen auch leichter. 🙂

Was haben wir als Frage vergessen, sollte aber nicht vergessen werden?
 
Ich hatte nach meinem Abitur überlegt, Jura zu studieren, habe mich aber wegen verschiedener Faktoren dagegen entschlossen. Deshalb habe ich mich dann für den alternativen „Nischen-Studiengang“ Sozialrecht entschieden. Denn auch wenn man nicht ganz klassisch als Anwalt oder Richter arbeiten kann, gibt es z.B. die Möglichkeit trotzdem als Behördenvertreter vor dem SG und LSG gerichtlich aufzutreten. Deswegen sollte man immer im Hinterkopf behalten: Viele Wege führen zum Ziel. Man sollte sich nicht durch (Voll-)Juristen einschüchtern lassen, da wir über ein tiefes und spezielles Wissen im Bereich Sozialrecht verfügen, was in einem Jura-Studium gar nicht im Detail gelehrt wird.